Zum Zeitpunkt der Erstellung der NNEX Website (2023) haben sich meine Frau und ich, Nico der Skipper, sowie acht freiwillige, sehr liebe und ehrenamtliche Helfer, viele Jahre Gedanken über eine für das heutige moderne Leben geeignete Forschungsfahrtenyacht gemacht. Da Citizen Science Projekte keine anderen Anforderungen haben als professionelle Forschungsschiffe und wir die Ausrüstung auch für CS-Projekte nutzen werden, gab es hierfür zusätzlich nicht viel zu beachten.
Im Jahr 2023 befinden wir uns am Ende der 2. von 4 Phasen des Projektes und sind damit seit 1 Jahr weltweit auf der Suche nach dem künftigen NNEX Segelforschungsschiff. Wenn auch unser NNEX Forschungsschiff zum heutigen Zeitpunkt fiktiv ist, beziehungsweise gesucht wird, können wir dennoch einige Hintergrundinformationen herausgeben, da diese essentiell sind und sich wahrscheinlich nicht ändern werden. Die Eignung für Langfahrtforschung und Testumgebungen aller Arten, die Seetüchtigkeit in allen Wetterlagen, die Sicherheit für Crew, Gäste, Schiff und Ausrüstung haben oberste Priorität. Nicht zuletzt auch weil ein Kind: Nika mit an Bord ist.
Die Vorplanung und Konzeption dauerte etwa 7 Jahre, wobei mehrere tausend Stunden Arbeit, Gespräche und Diskussionen, Skizzen und Zeichnungen enthalten waren. Wir bedanken uns sehr herzlich für die vielen guten Ratschläge, Tipps und auch Schulungen durch Menschen und Firmen, die unsere Sichtweise deutlich erweitert haben.
Ein nicht unerheblicher Teil in der aktuellen 2. Phase bestand darin unter tausenden Werften jene Schiffstypen zu finden, die einen Großteil der Anforderungen an Seetüchtigkeit, Autarkie, Lebensraum und Platz für Wissenschaft und Forschung in der identifizierten Weise erfüllen konnten. Leider muss man festhalten, dass hierbei nur wenige Werften in Frage kommen.
Wir können daher heute (06/2023) lediglich aus dem (zur Zeit) aktuellen Planungsstand der NNEX Schiffssuche sprechen, also gewisse Grundparameter und Grundüberlegungen mitteilen, welche das künftige Segelforschungsschiff erfüllen wird, beziehungsweise erfüllen soll, auch wenn sich noch einiges nach dem Kauf verändern wird. An den Grundüberlegungen zur Seetüchtigkeit und Nutzen für Forschungszwecke wird sich wenig ändern, da diese allgemein vernünftige Seemannschaft darstellen.
Gesuchtes Schiff: Vorüberlegungen und Schiffparameter
Betreffend des Schiffsrumpfes, des Materials und des Aufbaus, haben wir uns für ein Van de Stadt Design/ De Alm oder diesen Designs ähnliches Ketsch Stahlrumpfschiff zwischen 46-52 Fuss mit Decksalon entschieden. Kutter getakelt mit einem Gewicht von zirka 25 Tonnen. Die Ketsch als Langkieler hat eindeutige Vorteile im Bezug auf Stauraum für Ausrüstung, Vorräte und eingebaute Tanks, sowie Stabilität bei der Fahrt durchs Wasser.
Ein Decksalonaufbau mit Innensteuerstand wird benötigt, ebenso ein Außensteuerstand der gute Übersicht auf die See und das Vorschiff bietet. Auch wenn es heute Hilfsmittel wie Autopiloten und Windsteueranlagen gibt, möchten wir bei NNEX stets in der Lage sein, das Schiff mit guter Sicht selbst zu steuern und Seegang und Wellen beurteilen zu können. Gute Sicht von Oben ist ebenso Grund weswegen das Schiff mit einem Krähennest mit Maststufen ausgerüstet wird. Korallenköpfe lassen sich so leichter ausmachen. Der Rumpf muss möglichst hoch aus dem Wasser herausragen um der See insgesamt den Einstieg zu erschweren, ohne Seitenfenster sein um Fehlerquellen auszuschließen, und ein umlaufendes Süll von 5-10 cm aufweisen. Das Süll ist die umlaufende „Bordkante“ an der eine feste rundumlaufende Reeling zum Festhalten angebracht sein wird. Das Vordeck möglichst flach, um überkommender See keine Angriffsfläche zu bieten, versehen mit zwei Vorstagen, eine bis zwei starken Ankerwinschen mit unter Deck verbauten Elektromotoren um diese vor Salzwasser und Korrosion zu schützen. Der Ankerkasten soll im Bug 140-200 Meter 10 mm Ankerkette fassen können. Der Ankerbeschlag soll stabil und verstärkt, die Bugspitze kollisionsfreundlich verstärkt sein. Auf ein Bugstrahlruder kann verzichtet werden, der Motor soll mit ~ 100-125 PS und direkter Welle das Schiff antreiben, und mit einem Tagesdieseltank und zwei Diesel Vorfiltern ausgestattet sein um zuverlässigen Motorlauf auch bei Schwerwetter oder Sturm zu garantieren und Ausfälle zu minimieren. Als Dieselhaupttank streben wir min. 1000 Liter an um die Autarkie des Schiffes weiter zu erhöhen und insbesondere zu Forschungszwecken an Küstenabschnitten eine höhere Reichweite zu haben.
Im Schiffsinneren werden neben einer Wissenschaftsstation mit Laborausstattung, Dataloggern und Sensorgeräten zur Analyse, ein Stickstofftank zur vorübergehenden Probenaufbewahrung für Kunden verbaut. Die Küche in U-Form mit Kühlschrank und -22 ° Celsius Gefrierschrank liefert stabilen Halt in der Küche, macht Lebensmittel lange haltbar und minimiert Verletzungsrisiken durch stärkeren Seegang.
Eine kindgerechte Kinderkoje als Rückzugsort für unsere Tochter Nika, eine Elternkoje im Heck und zwei bis drei Gästekojen werden verbaut, die sich ein Bad mit Stehdusche und WC mit eingebautem Fäkalientank teilen.
Im obligatorischen Machinenraum ist zentral die verbaute Schiffstechnik unterzubringen wie 60 Liter Warmwasserboiler, Watermaker (27-45 Liter/h), 6-8 KW Dieselgenerator, Batterielade- und Management System – und eine Werkbank mit Ersatzteilen und Werkzeug-Sätzen. Auf die Energieversorgung gehen wir in einem Extrabeitrag gesondert ein, ebenso auf die Segel.
Der Decksalonaufbau ist für die Langfahrtforschungsyacht von besonderer Relevanz. Der Decksalon dient mehreren Zwecken: Sicherheit, Übersichtlichkeit, ermüdungsarm längere Strecken zu segeln, der Navigation, dem wissenschaftlich digitalen Arbeiten im vernetzten Boat Office und der Steuerung von Experimenten an Bord auf Deck sowie als Besprechungsort für Gäste oder Kunden.
Einzelaspekte genauer betrachtet:
Der Decksalon mit Innensteuerstand stellte sich aus mehreren gleichwertigen Gründen als unverzichtbar heraus. Erstens erlaubt ein rundum verglaster Decksalon einen geschützten Rundumblick bei jedem Wetter und verbessert damit die Sicht auf See und Himmel. Zweitens erlaubt der Innensteuerstand weitgehend ermüdungsfreies Segeln auch über längere Strecken und Etappen, sodass auch weiter entfernte Routenziele kräfteschonender erreicht werden können als bei Nutzung eines außenliegenden Achtercockpits mit Steuer. Gerade für die Forschungs- und Arbeitsaspekte bei der die Crew, Mannschaft und Gäste, am Ende eines Streckenabschnittes auch noch konzentriert Arbeiten können sollen – ein Detail von Relevanz dass sich auf die Qualität aller NNEX Leistungen positiv auswirkt – und Zeit einspart.
Im Decksalon untergebracht sind neben dem obligatorischen Karten- und Navigationstisch, auch zwei vollwertige Boat Office Arbeitsplätze, die mit zwei leistungsstarken Desktop Clients und jeweils zwei Monitoren, erweiterten Schnittstellen und passenden Office Sitzgelegenheiten, konzentriertes und ermüdungsarmes Arbeiten erlauben. Gleichzeitig ist die Beobachtung von Seegang, Wetterveränderungen oder Außenarbeiten möglich, kann vom Steuerstand unterstützt werden oder es können neue navigatorische Maßnahmen zeitnah erfolgen um Schiff, Crew und Experimente zu schützen, sollte beispielsweise das Wetter sich rasch verändern oder der Wellengang zunehmen. Über die Decksalon Boat Office Arbeitsplätze können auch alle Servernetze in Kürze erreicht werden – oder lassen sich Hardware Komponenten im Steck- und Racksystem leicht austauschen.
Der Stahlrumpf vs. Aluminium
Der Stahlrumpf wurde aus mehreren Gründen einem GFK Epoxy Rumpf oder einem Aluminium Rumpf vorgezogen. Zwar ist Epoxy heute ein häufiges, gut bekanntes und leicht zu verarbeitendes Material, allerdings sind die Rumpfstärken seit Jahren eher rückläufig und eher als dünn zu betrachten. Die Stabilität des Rumpfes ist relevant aufgrund der gestiegenen Kollisionsgefahren durch Treibgut, heterogenen Müll in den Meeren und viel Frachtverkehr.
Alluminium hat natürlich seine Vorteile in Leichtigkeit und Gewichtseinsparung, allerdings ist einer der Hauptnachteile von Aluminium dessen schwierige weltweite Verarbeitung. Ein Stahlschweißer ist bei Reparaturbedarf an allen Orten der Welt zu finden und eine solche Reparatur kann leicht durchgeführt werden. Einen Aluminiumschweißer sucht man lange. Überdies hinaus ist bei einem Aluminiumrumpf peinlichst genau der direkte Kontakt mit anderen edlen und unedlen Materialien zu vermeiden und diese vom Aluminium zu isolieren. Wird ein solcher Isolationsaufwand vernachlässigt, oder gelangt auf einem Forschungsschiff auf dem viel gearbeitet und der an Experimente angepasst werden muss, in den Rumpf oder eine versteckte Ecke eine Schraube, Unterlegscheibe oder Ähnliches, arbeiten sich über die Zeit sicherheitsrelevante Schäden heraus. Ein Risiko das nicht in Kauf genommen werden kann.
Wissenschaftsstation und Labor
Soll in nenneswertem Umfang wissenschaftliches Arbeiten und die Verarbeitung digitaler Rohdaten, ebenso wie die Untersuchung, Katalogisierung von Proben bewerkstelligt werden, ist der Einbau einer zentralen Wissenschaftsstation unabdingbar. Die Problematik bei Schiffen üblicher Bauarten besteht darin, den entsprechenden Platz zu haben, zu lokalisieren und den Umbau vorzunehmen. Aus Platzgründen kommen daher auch nur Segelschiffe ab 46 Fuss in Frage.
Stauraum für Ausrüstungen und Experimente
Da sich das NNEX Segelforschungsschiff mit vielen unterschiedlichen Aufgaben, Testobjekten, Versuchs- und Messreihen in vielen unterschiedlichen Seegebieten aufhalten wird, ist ausreichend sicherer Stauraum im Schiffsrumpf für Gerätschaften und Ausrüstungen eingeplant.